Andrej Nikolajew

Mitglied seit 2017

Mitglied seit Juni 2017

„Es gibt nur noch wenige wie ihn, glauben Sie mir. Ein Wissenschaftler mit Leib und Seele – und der Tendenz zu wahnhaften Zielsetzungen und zielsicherem Wahnsinn. Ich ziehe meinen Hut vor der Hingabe, die Prof. Nikolajew in seine Arbeit steckt.“

– Johan Malus, Präsident des Adventure Club of Europe

Prof. Andrej Nikolajew wurde 1953 in Kuibyschew bei Nowosibirsk, UdSSR, geboren. Bereits im Grundschulalter fiel seine Leidenschaft für technische Erfindungen auf – jedoch nicht nur zur Freude seiner Familie und Umwelt.
„Oh, meine Mutter hatte es nicht leicht, nein, nein“, erinnerte sich Prof. Nikolajew kürzlich im Interview mit dem Hochschulmagazin des KIT.

„Als ich neun war, habe ich versucht einen elektrischen Haartrockner nachzubauen, den ich auf einem Klassenausflug nach Nowosibirsk gesehen hatte. Unsere Straße hatte erst seit kurzem Zugang zu Elektrizität und ich konnte die Finger nicht davon lassen. Nun… sagen wir mal, es hat nicht so funktioniert, wie ich es mir vorgestellt hatte. Meine Nachbarn saßen erstmal wieder im Dunkeln und meine Mutter musste ein halbes Jahr lang eine Perücke tragen.“

Mit 16 verließ Andrej Nikolajew die Hauptschule ohne Abschluss und begann eine Ausbildung zum Landschaftsgärtner, die er kurze Zeit später jedoch abbrach.

Als junger Erwachsener zog er nach Nowosibirsk und hielt sich mit Gelegenheitsjobs als Maler, Kellner und Varieté-Tänzer über Wasser. Um Geld zu sparen, baute er sich all seine technischen Geräte selbst. So war er der erste seiner Freunde, der in den Besitz eines Fernsehers kam, indem er ihn sich aus altem Schrott eines Elektroladens nachbaute.

„Er ließ nie den Kopf hängen. Trotz der schweren Zeiten. Ein unverbesserlicher Optimist. Wenn ihm das Leben Zitronen schenkte, baute er eine Batterie daraus.“

– Evgeni Bolshakov, Schulfreund

Mit Anfang 20 schließlich nahm sein Leben eine entscheidende Wendung: Trotz eines fehlenden Schulabschlusses wurde Andrej Nikolajew 1974 mit Sondergenehmigung an der Staatlichen Technischen Universität Nowosibirsk aufgenommen. Ein für damalige Verhältnisse einzigartiger Vorgang. Er wählte ein Ingenieursstudium, das er 1979 mit Auszeichnung abschloss.

In der Folge blieb er der Universität treu, promovierte im Bereich der Aerodynamik und Strömungstechnik und entwickelte so seine Leidenschaft für die Geschichte der Luftfahrt, die ihn Jahrzehnte später zum Mitglied des Adventure Club of Europe werden lassen sollte.
Ab den 80er-Jahren arbeitete er als technischer Mitarbeiter und begann nebenher das Studium der Philosophie, bis er 1988 schließlich zum Professor für Wissenschaftsgeschichte ernannt wurde.

Ende der 90er verließ Prof. Nikolajew seine Heimat über Nacht. Nur wenig gab er seither über die Gründe seiner plötzlichen Emigration bekannt. Ein Zusammenhang zwischen seiner Auswanderung und dem Einsturz des Westflügels des Hauptgebäudes der TU Nowosibirsk, in dem Prof. Nikolajew seine Labore betrieb, gilt als nicht erwiesen.

Prof. Andrej Nikolajew zog nach Baden-Württemberg, wo er an der Universität Offenburg eine Professur für Philosophie und Wissenschaftsgeschichte erhielt.

Die Nikolajewsche Erstflug-Theorie

„Gebrüder Wright? Ich würde eher sagen Gebrüder Wrong!“

– Prof. Nikolajew in der Dokumentation „Die Erstflug-Theorie“

Die Aufmerksamkeit des Adventure Club of Europe erregte Prof. Nikolajew mit einer bahnbrechenden Behauptung zum Erstflug der bemannten Luftfahrt mit steuerbaren Fluggeräten, die nach dem Schwerer-als-Luft-Prinzip funktionierten. Laut seinen jahrelangen Recherchen waren es entgegen dem weiterverbreiteten Glauben nicht die Brüder Wright gewesen, denen der ruhmreiche Erstflug gelang, sondern die Brüder Eulenstein – und das bereits 1825, 75 Jahre vor den Wrights!

Als ehemalige Mitglieder des ACE waren die Eulensteins lange in Vergessenheit geraten, wodurch es uns ein umso größeres Anliegen war, Prof. Nikolajews Forschungen zu unterstützen.

Gegen den Spott seiner Kollegen und mit größter Leidenschaft arbeitete er fortan daran, den Beweis zu erbringen, dass es wirklich die Eulensteins waren, die sich zuerst in die Lüfte schwangen.

„Wenn er sich in seine Forschung vertieft hat, vergisst er alles… Freunde, Familie, Tischmanieren. Und das ohne jede böse Absicht. Er ist einfach so. Und ich bewundere ihn dafür. Ein genialer Wissenschaftler, dem es leichter fällt, aus dem Stegreif einen Vortrag über den Bernoulli-Effekt zu halten, als sich morgens ein Toast mit Marmelade zu machen. Sorry, Professor!“

– Jessica Reilberger, Prof. Nikolajews studentische Assistentin

Ein Filmteam dokumentierte Prof. Nikolajews unermüdliche Versuche, seine Nachbauten der eulensteinschen Fluggeräte zum Fliegen zu bringen. Bis zu einem verheißungsvollen Tag im Frühjahr 2017, der in die Geschichte der Luftfahrt eingehen sollte.
Nach jahrelanger Arbeit gelang es Prof. Nikolajew, den Volatus 2, welchen die Eulensteins Anfang der 1820er Jahre entwarfen, originalgetreu nachzubauen, ihn erfolgreich zu fliegen und vor allem: sicher zu landen.

Der große Beweis war damit erbracht: Die Brüder Eulenstein waren die ersten, die geflogen sind.

Doch damit nicht genug: Im Rahmen seiner Recherche entdeckte Prof. Nikolajew unter anderem auch die alten Baupläne des verloren geglaubten Voletariums, dem ehemaligen Institut der Eulensteins. Er stellte sie dem Adventure Club of Europe zur Verfügung, der das Voletarium daraufhin aufwändig renovierte und restaurierte.

Am Tag der Wiedereröffnung des Voletariums, dem 2. Juni 2017, wurde Prof. Nikolajew schließlich verdientermaßen die Mitgliedschaft des ACE zuteil.

In Zukunft wird sich Prof. Nikolajew seiner neuen Professur am KIT in Karlsruhe widmen und das Erreichen eines lange gehegten Traums verfolgen: Mit dem Nachbau eines im 17. Jahrhundert konstruierten U-Bootes will er beweisen, dass die Menschheit bereits weit früher als gedacht in der Lage war, die Meere zu erforschen.

Es ist uns eine Ehre, Prof. Nikolajew in unseren Reihen zu wissen.
Auf den nächsten Höhenflug, auch wenn er in die Tiefe gehen sollte!