Clara Freudenreich

Mitglied seit 2003

Als Clara Freudenreich 1944 in Plobse bei Straßburg geboren wurde, ahnte noch niemand, dass sie eines Tages als Dinoflüsterin in die Geschichtsbücher eingehen würde. Als jüngstes Kind von sechs Geschwistern, wuchs sie in der Nachkriegszeit auf einem elsässischen Bauernhof auf. Schon früh zeichnete sich hier ab, was später der Schlüssel zu ihrem Erfolg werden sollte: Ihr außergewöhnliches Talent im Umgang mit Tieren.

„Was sie mit den Tieren auf dem Hof anstellte war… einfach unglaublich. Ihr gelang es, selbst dem dümmsten Huhn aufwendige Tricks beizubringen. Bei ihr waren sogar die garstigen Gänse handzahm. Das hat uns Kinder immer tierisch beeindruckt. Und natürlich hat sich keiner der Jungs vom Nachbarhof getraut, sie zu ärgern.“
– Luc Petit, Madame Freudenreichs Cousin

Bereits im Alter von acht Jahren begleitete Clara Freudenreich ihren Vater zu den regelmäßigen Terminen mit Tierarzt und Hufschmied, da nur ihr es gelang, den widerspenstigsten Hengst des Hofes im Zaum zu halten.
Als sie mit 12 Jahren jedoch begann, heimlich Echsen und Schlangen in ihrem Zimmer zu halten, wurde es ihren traditionsbewussten Eltern zu viel. Sie verboten ihr den Umgang mit exotischen Tieren, weil sie sich sorgten, ihrer Aufsichtspflicht gegenüber den Hoftieren nicht ausreichend nachkommen zu können. Der Plan ihrer Eltern stand fest: Clara sollte eines Tages den Hof übernehmen.
Lediglich ihre Großmutter Sophie zeigte seinerzeit Verständnis für die junge Clara. Zwar war auch sie sehr in der elsässischen Tradition verwurzelt, doch sie erklärte ihrer Enkelin immer wieder, wie wichtig es sei, genau das zu machen, wofür das eigene Herz schlage.

„Meine Großmutter war mein größtes Vorbild. Sie hat ein sehr einfaches Leben geführt, aber ich wusste schon von klein auf: In ihr schlägt das Herz einer Abenteurerin! Irgendwann hat sie mir verraten, dass sie als junge Frau ganze Sommer mit einem Rudel Wölfe verbracht hat, die sie als Mitglied ihrer Gemeinschaft akzeptiert hatten. Das war augenöffnend für mich. Sie hat mich dazu inspiriert, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen… das kann ich nicht anderes sagen. Übrigens: Von ihr habe ich auch meine elsässische Tracht geerbt. Und die passt mir bis heute!“
– Madame Freudenreich

Nach einem Klassenausflug in die Eifel wurde die 14-jährige Clara Freudenreich schließlich über Nacht eine Berühmtheit in der lokalen Presse. In einem kleinen Bachlauf hatte sie eine Salamanderart entdeckt, die noch nie innerhalb Europas gesichtet worden war. Eine Reihe renommierter Biologen boten ihr daraufhin einen Praktikumsplatz an. Die junge Clara war Feuer und Flamme: Ihre Leidenschaft für das Entdecken neuer Tierarten war entfacht.

Direkt nach der Schule zog sie aus, um den bekannten Biologen August von Haekel auf eine Expedition nach Uganda zu begleiten und sammelte unter seiner Führung wertvolle Erfahrungen. In den darauf folgenden Jahren bereiste sie alle fünf Kontinente und machte sich einen Namen für ihren besonderen Instinkt, wenn es um das Aufspüren von abgelegenen Orten ging, an denen sich die unterschiedlichsten Tierarten verbargen.
Mit 28 Jahren spürte sie in Venezuela eine Unterwasserhöhle auf, die tausende von Jahren vom restlichen Ökosystem abgeschnitten gewesen war. In ihr fand sie nicht nur Arten wie den Pfeilschwanzkrebs, der im Rest der Welt als ausgestorben galt, sondern auch gänzlich neue Arten, deren Evolution völlig unabhängig von jeglichen äußeren Einflüssen von statten gegangen war. So entdeckte sie unter anderem den gestreiften Leuchtaugenbarsch, der als Percoidei Freudenreichienae in die Fachliteratur einging.

Auch ihr Talent im Umgang mit den Tieren blieb ihr erhalten. So vermochte sie es, auf ihren Reisen jedes noch so wilde und exotische Tier für sich zu gewinnen. Sie schwamm mit Krokodilen im Amazonas und raufte mit Tigern in Sibirien.

„Sie hat da etwas, das ich noch nie zuvor gesehen habe…“,

schrieb August von Haekel 1970 über Clara Freudenreich in seine Expeditionsberichte.

„Diese Gabe, ein wildes Tier mit nur einem Augenkontakt für sich zu gewinnen. So als würde sie die Sprache der Tiere sprechen, so als würde sie ihre Gedanken lesen.“

Auch, wenn es ihre Eltern wohl nicht erwartet hätten: Auf ihren Reisen blieb Madame Freudenreich über die Jahrzehnte hinweg stets ihrer elsässischen Herkunft treu. Selbst auf den waghalsigsten Missionen trug sie die traditionelle Kleidung ihrer Großmutter mit großer Selbstverständlichkeit. Ob Kobradressur in Kambodscha oder Gorillaumsiedlungen im Kongo: Die Tracht saß – und um 15 Uhr stand der Tee mit selbst gebackenem Gugelhupf auf dem Tisch.

Es erscheint überflüssig, ja lachhaft, bei diesem Lebenslauf einen Höhepunkt ihrer Karriere bestimmen zu wollen. Doch Clara Freudenreich gelang es nach all ihren Abenteuern, in fortgeschrittenem Entdeckeralter eine Leistung zu vollbringen, die all ihre Kollegen vor Ungläubigkeit erblassen ließ.
In einer Gletscherspalte in Venezuela spürte sie im Januar 2002 mehrere in ewigem Eis eingeschlossene Dinoeier auf. Sorgsam befreite sie diese aus ihrer Eishülle und machte sich mit ihren Kollegen an ein nie da gewesenes Experiment: Die Eier sollten ausgebrütet werden. Mehrere Wissenschaftler versuchten sich über etliche Monate hinweg mit aufwändigen Apparaturen daran, die Eier zum Schlüpfen zu bringen oder ihnen zumindest ungeschlüpfte Dinosaurierembryos zu entnehmen. Doch erst mit den einfachsten Mitteln gelang Madame Freudenreich das, woran all ihre Kollegen scheiterten: Warm gehalten mit einem selbst gestrickten Schal und eingeschlagen in einen Essigwickel brütete sie im Frühling 2002 gleich mehrere Eier aus. Unterschiedliche Dinoarten schlüpften, die in den folgenden Monaten und Jahren auf ihrer Forschungsstation in Südamerika vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wurden.
Nachdem im Jahr 2003 hochrangigen Mitgliedern des ACE der einmalige Zugang zu Clara Freudenreichs Forschungsstation ermöglicht worden war, durften sie Zeuge der Lebendigkeit ihrer Dinosaurier werden. Umgehend wurde Madame Freudenreich daraufhin in den Adventure Club of Europe aufgenommen.

Die Jahre vergingen und die Forderung der Öffentlichkeit wurde lauter, selbst einmal diese angeblichen Dinosaurier unter die Lupen nehmen zu dürfen. Doch Clara Freudenreich wollte ihre Tiere vor dem Stress einer öffentlichen Ausstellung bewahren und weigerte sich. Nachdem der Druck immer größer geworden war, schloss sie die Forschungsstation im Jahre 2007 für immer. Madame Freudenreich erklärte, dass keine der Dinos in der Lage gewesen seien, sich an das veränderte Erdklima anzupassen und das Experiment somit gescheitert sei. Zudem ließ sie verlauten, dass sie sich nun zur Ruhe setze und den Kuriositätenladen ihres verstorbenen Mannes übernehme.
Seither lebt sie zurückgezogen im Elsass. Ihre Forschungsstation wurde eingehend untersucht, doch es konnten keine Spuren von Dinosauriern gefunden werden. Lediglich in paläontologischen Kreisen wird noch gemunkelt, Madame Freudenreich habe einige der Eier heimlich mit in die Heimat genommen. Sie bestritt dies auf Anfrage, doch schickte dem ACE zum 300-jährigen Jubiläum seines Bestehens eine Dose selbst gebackener Kekse – in Dinosaurierform.