Mickey Weatherly

Mitglied von 1933 bis 1969

Dieser Brief von Mickey Weatherly ist 1940 geschrieben worden, wurde aber erst 1994 an die Mitglieder des Adventure Club of Europe ausgehändigt.

Liebe Freunde und Kollegen des ACE,

Ich möchte mich bei Euch allen von ganzem Herzen entschuldigen. Wenn ihr diesen Brief bekommt, dann ist mein Geheimnis wohl doch irgendwie verraten.

Ja, ich habe das Foto von dem Wesen in Loch Ness gefälscht.

Aber, um meine Seele, möchte ich von Herzen sagen, dass ich persönlich dieses Wesen gesehen und seine Existenz bewiesen habe.

1932 erfüllte sich das große Ziel meines Lebens, ich fand den Beweis eines Wesens in Loch Ness. Ich hatte mein Leben dort schon mehrere Male in Tauchgängen riskiert, da die schwierige Tektonik unter Wasser, die scharfkantigen Steinplatten und eine undurchsichtige Anordnung von Höhlen den oberflächlich so ruhigen See zu einem unterirdischen Labyrinth werden lassen.

Loch Ness ist ein dunkles Gewässer und ich meinte nicht nur die Farbe. Der See birgt ein Geheimnis. Es ist tief, düster und unnachgiebig, wie der See selbst. Ich muss Ihnen nicht sagen, wie sehr mich genau dieses Geheimnis immer wieder in die Highlands Schottlands trieb, denn ist es nicht unser aller Antrieb, diese Geheimnisse der Welt bändigen zu wollen?

Auf einem meiner Tauchgänge am 21.08.1932 leuchtete eine weiße Platte durch das dreckige, düstere Wasser. Ich versuchte diese Platte zu greifen, doch sie war schwer, sehr fest und ungewöhnlich mit Furchen durchsetzt. Dennoch konnte ich sie greifen und aus dem Gewirr von Schlamm, Algen und dem Trübsal des Sees zeigte sich eine riesige Eierschale. Ja, meine lieben Kollegen, eine Schale eines Eis von etwa 1 Meter Länge.

Ich bemerkte wie die Wellenbewegung im Wasser stärker wurde, wie der Druck sich änderte und im trüben ein noch trüberes Wesen auf mich zu schwamm. Bei Gott, ich sah dem Muttertier direkt in die Augen.

Meine Lungen füllten sich mit Wasser, dreckigem, schlammigen Wasser. Ich wollte speien. An einer scharfen Kante hatte sich mein Luftschlauch verschnitten. Ich würde um mein Leben dieses Ei nicht hergeben, doch ich musste an die Oberfläche.

Wellenbewegungen machten mir die Orientierung schwer und die Eischale, die ich fest hielt, wurde immer wieder gestoßen, als wolle dieses Loch Ness Wesen den Beweis seiner Existenz um jeden Preis verhindern.

Ich verlor das Bewusstsein, als ich die Sonnenstrahlen Schottlands schon vor Augen hatte. Als ich aufwachte und noch am Leben war, hatte ich auch das Ei neben mir. Heureka!

Doch meine Euphorie wurde jäh zermürbt von den Reaktionen der vermeintlichen Forschung. Aber was sind das für Forscher, was sind das für Diener der Wahrheit, die mir Lügen unterstellten? Sie behaupteten, mein Mangel an Sauerstoff habe mir die Sinne getrübt, meine Gier nach Aufmerksamkeit habe das Beweisstück erfunden und meine Reliquie, das Ei, um dessen Kampf ich fast mein Leben verloren hätte, sei ein einfacher Stein, von der Zeit gezeichnet.

Die Stelle, an der ich das Ei gefunden habe, habe ich noch mehrere Male betaucht, aber nie wieder dem Wesen von Loch Ness in die dunklen Augen schauen dürfen.

Diese Schmach, diese Enttäuschung und dann diese Wut. Die haben mich dazu getrieben. Ja, ich habe das Foto einige Monate später ins Szene gesetzt und ich schäme mich heute dafür. Aber damals wollte ich der Forschung geben, was sie mir nur mit Spott zurück gab.

Es wäre mir ein Seelenfrieden, würde Nessis Ei hier, im Adventure Club of Europe, in den Augen wahrer Abenteuer ernst genommen werden und einen Ausstellungsort finden.

Euer ACE-Freund,

Mickey Weatherly“

Heute im Besitz des ACE:

Artefakte:

  • Das Ei von Nessie
  • Taucherglocke