Noah Emile Evra-Houdin

Mitglied von 1844 bis 1872

Noah Emile Evra-Houdin, geboren am 7. Dezember 1805 in Blois, Frankreich, war ein Zauberkünstler und Automatenkonstrukteur, der 1844 dem Adventure Club of Europe beitrat. Nach seinem viel diskutierten Verschwinden im Jahre 1871, wurde er am 3. Februar 1872 für Tod erklärt. Als Todesdatum legte man den Tag fest, an dem er zuletzt gesehen wurde: Den 13. Juni 1871.

Durch das feine Handwerk, das Evra-Houdin von seinem Vater, einem Uhrenmacher, gelernt hatte, war er in der Lage, außergewöhnliche mechanische und elektrische Apparaturen herzustellen. Diese setzte er vor allem in Zaubershows ein und präsentierte sie öffentlichkeitswirksam auf Ausstellungen. So führte er 1844 einen selbstständig schreibenden Automaten in Paris vor, der das Publikum, das so etwas noch nie gesehen hatte, in Staunen versetzte. Auch Eduard Ballhauser, damaliger ACE-Präsident, war an jenem Abend zugegen. Begeistert arrangierte er ein Treffen mit dem Zauberkünstler und bot Evra-Houdin an, Mitglied des Clubs zu werden.

In den folgenden Jahren bereicherte Evra-Houdin den Club mit seinen Erfindungen. Für viele unbekannt: Seine Erfindungen dienten nicht nur Unterhaltungszwecken, sondern wurden zum Teil auch auf großen Expeditionen von ACE-Mitgliedern eingesetzt. Darunter eine Art mechanisches Navigationssystem, das eine vorgefertigte Route in Echtzeit mitverfolgen konnte und eine mechanische Kletterhilfe, die man an Bein und Rumpf festschnallte und Bergsteigern in widrigen Bedingungen zu mehr Stabilität verhalf.

Der 15. November 1869 sollte der Tag sein, an dem sich Evra-Houdins Bild in der Öffentlichkeit für immer änderte. Nachdem er zuvor 3 Monate nicht gesehen worden war, tauchte er am Morgen jenes Tages sichtbar mitgenommen im Clubhaus des Adventure Club of Europe auf.

„Ich habe es getan“, soll er Augenzeugen zufolge aufgebracht gerufen haben.

„Ich habe eine Zeitmaschine erfunden. Und sie funktioniert!“

Ausführlich wurde er daraufhin von Eduard Ballhauser befragt, der nach dem Gespräch – selbst sichtlich verwirrt – keine Aussage zur Echtheit von Evra-Houdins Behauptungen treffen wollte.

Also ging Evra-Houdin selbst an die Presse. Er behauptete, eine Zeitmaschine erfunden zu haben, die er auf den Namen „Mystorial“ taufte, da ihre Funktionsweise ein Mysterium sei und sie unkontrolliert durch die Zeit springe. Mit seinen beiden Söhnen sei er daraufhin durch die unterschiedlichsten Zeitalter gereist. Er habe gefiederte Dinosaurier erblickt, König Ludwig XIV in Versailles besucht und einen furchtbaren Krieg in der Zukunft miterlebt, bei dem er und seine Söhne fast das Zeitliche gesegnet hätten.

Der einst so geschätzte Zauberkünstler erfuhr nach diesen Behauptungen viel Häme. Verrückt sei er geworden, waren sich frühere Bewunderer wie Kollegen einig.

Auch der Adventure Club of Europe hielt sich mit Einschätzungen zum Wahrheitsgehalt von Evra-Houdins Berichten zurück, betonte aber, voll hinter seinem geschätzten Mitglied zu stehen.

Mathematiker, die sich in die Diskussion einschalteten, hielten die Wahrscheinlichkeit für gegen 0 tendierend, dass es – sofern die Maschine tatsächlich völlig willkürlich durch die Zeit springe – überhaupt möglich sei, je in die Ursprungszeit zurück zu kehren. Damit lieferten sie zunächst einen Gegenbeweis für Evra-Houdins Behauptungen und sollten seinem endgültigen Verschwinden knapp 2 Jahre später doch neues Futter geben.

Denn als Evra-Houdins im Jahr 1871 bereits seit 6 Monaten verschwunden war, waren sich Anhänger seiner Zeitreisebehauptungen einig: Er war für immer in der Zeit verloren.

Kritiker hingegen führten angebliche Spielschulden auf, die Evra-Houdin zum Abtauchen motivierten, andere halten sein Verschwinden mit der vermeintlichen Zeitmaschine bis heute für seinen größten Zaubertrick.

Viele Jahre später wurde „Mystorial“, die Zeitmaschine, in einer alten Höhle in der Nähe von Evra-Houdins Geburtsort entdeckt. Seine Söhne, die sich bis zu ihrem Tod über die Zeitreisegeschichten ihres Vaters bedeckt hielten, spendeten die Maschine im Jahr 1890 an den Adventure Club of Europe. Sie war sichtlich mitgenommen und es schien, als sei ein zentrales Stück der Mechanik ausgebaut worden.

Bis heute argumentieren Bewunderer des Zauberkünstlers für den Wahrheitsgehalt seiner Geschichten und machten zwischen den 1940er und 1960er Jahren zwei erstaunliche Entdeckungen. Zum einen spürten sie ein Porträt König Ludwigs XIV auf, in dessen Hintergrund eine Maschine steht, die verblüffende Ähnlichkeit mit der Mystorial hat. Zum anderen machten sie eine Fotografie ausfindig, die zur Zeit des 2. Weltkriegs in Frankreich entstanden ist. Auf ihr sind im Hintergrund einer Menschenmenge augenscheinlich Evra-Houdin und seine Söhne zu sehen.

Auch Evra-Houdins Aussage zu gefiederten Dinosauriern bekam Ende des 20. Jahrhunderts neue Beachtung, als Forscher sich zunehmend darüber einig wurden, dass die meisten Saurier wohl mit Federn bestückt waren – ein Fakt, der Mitte des 19. Jahrhunderts noch völlig unbekannt war.

Heute im Besitz des Adventure Club of Europe

Artefakte:

  • Die Zeitmaschine „Mystorial“

Fotos:

  • Porträt König Ludwig XIV mit Mystorial im Hintergrund
  • Foto von Evra-Houdin mit seinen beiden Söhnen während des 2. Weltkrieges